"Das Herz der Alraune" ist die Fortsetzung zum historischen Roman "Seelenfeuer" von der Autorin Cornelia Haller, kann aber auch einzeln gelesen werden. Nachdem mir "Seelenfeuer" sehr gut gefallen hat, hat mich der zweite Band leider enttäuscht. Der Handlungsstrang war mir zu gewollt und die Protagonisten waren absolut lernunfähig.
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Cover und Design: Das broschierte Taschenbuch passt designtechnisch zwar überhaupt nicht zum ersten Band "Seelenfeuer" ist aber für die Art von Roman ansprechend und hübsch gestaltet. Da der erste Band offensichtlich von einem anderen Verlag herausgegeben wurde, ist dies aber sogar nachvollziehbar. Das Farbspiel von "Das Herz der Alraune" gefällt mir sehr gut und auch die Schriftart des Titels ist gut gewählt. Es ergibt ein ansprechendes Gesamtbild, das Lust auf die Geschichte macht.
Meine Meinung: "Das Herz der Alraune" ist die Fortsetzung zu dem Hexenverfolgungs-Roman "Seelenfeuer". Leider ist es nur schlecht ersichtlich, dass es zu dem Roman eine Fortsetzung gibt, da diese in einem anderen Verlag erschienen ist. Nach ein bisschen Recherche bin ich aber auf "Das Herz der Alraune" gestoßen und musste dieses Buch auch sofort zur Hand nehmen, nachdem mir "Seelenfeuer" so gut gefallen hat. Leider muss ich sagen, dass ich mir das auch hätte sparen können, denn die Fortsetzung hat mich sehr enttäuscht und kann überhaupt nicht mit dem erschreckenden "Seelenfeuer" mithalten.Ich beginne mit dem Schreibstil. Dieser war im ersten Band mein einziger Kritikpunkt, da er mir zu einfach war. Dies hat sich in "Das Herz der Alraune" zwar gebessert und mir sind kaum Sichtwechsel-Hüpfer innerhalb eines Absatzes aufgefallen, der relativ "einfache" Schreibstil ist aber geblieben. Was auf jeden Fall positiv erwähnt werden muss, sind die detailreichen Beschreibungen der Bodensee-Umgebung. Diese sind sehr bildhaft und ich hatte keinerlei Probleme damit mir die Landschaften und Städte vorzustellen.
Das Buch beginnt einige Jahre nach dem Ende von "Seelenfeuer" und hat einen spannenden Start. Als Mann verkleidet riskiert Luzia jeden Tag ihr Leben als Student an der renommierten Universität von Montpellier. Die Zeit an der Universität war spannend und auch sehr interessant, leider ging diese Zeit viel zu schnell vorbei und Luzia flieht in ihre Heimat zurück, wo sie zwar von etlichen Menschen wieder erkannt wird, aber anscheinend keine Folgen ihrer Hexen-Verurteilung und geheimnisvollen Flucht fürchten muss. Ihre große Liebe Johannes trifft sie dort wieder, nachdem sie ihm vor Jahren aufopfernd verlassen hat. Natürlich ist alles Leid vergeben und vergessen und Johannes schließt sie sofort wieder in die Arme. Auch die beiden Medizinstudenten, die in Montpellier eine tragende Rolle in Luzias Leben gespielt haben, wurden von diesem Moment an von der Autorin einfach übersehen, als hätte es sie und die Gründe der Flucht von der Universität nie gegeben.
Wer "Seelenfeuer" gelesen hat, der kann sich "Das Herz der Alraune" sparen. Da liegen Welten dazwischen und ich kann die Fortsetzung des Hexenverfolgungs-Romans leider nicht empfehlen. Zu gewollt, zu wenig Neues, die Charaktere handeln irrational und das Ende war katastrophal - eine schlichte Enttäuschung. Einzige Lichtblicke sind die medizinischen Seiten des Buches, die machen die Handlung aber leider auch nicht besser. Sehr schade ...
Dieser aber verfärbte sich plötzlich. Und je mehr Küsse esvon den holden Lippen auf seinen Mund und seine Wangenregnete, um so bleicher wurde er und ein leichtes Zittern gingdurch seine Glieder. Ich verstand, was in seinem Inneren vorging,und ein Gefühl peinlichen Mitleides beschlich mich.
Als ich das Haus betrat, begegnete mir Dora im Flur.Sie kam aus der im Erdgeschosse gelegenen Küche und hieltauf einem Glasteller einen mächtigen Kuchen in der Hand.Ihre Wangen waren vom Herdfeuer geröthet und freudigeHeiterkeit blitzte aus ihren blauen Augen.
Allein weder die Wissenschaft des Arztes, noch die stilleSeligkeit des Kindes, welche ihm die Beschäftigung mit seinergeliebten Musik gewährte, vermochten es, dem Zerstörungswerkeder finsteren Naturgewalten, die an der Vernichtung dieses jungenLebens arbeiteten, einen Damm zu setzen. Immer fahler undeingefallener wurden des Knaben Wangen, breiter die dunklenRinge um seine Augen, fleischloser die zarten Glieder, undimmer matter und müder fühlte er sich. Bald wurde ihm selbst dasGeigenspiel zu einer Anstrengung, der seine schwindenden Kräftenicht mehr gewachsen waren, und traurig haftete der Blick seinergroßen, glanzlosen Augen auf dem Instrumente, das stummund verstaubt auf dem Tische neben seinem Bettchen ruhte.
Da sollte der Henker diese mühsamen Rechnungen revidiren,während vom Hofe herauf unausstehliches Harfengeklimperund eine müde, dünne Mädchenstimme tönte, die sinnige Volksliederund rohe Gassenhauer in wüstem Durcheinander herableierte.
Julian liebte dies Lied ungemein. Er hatte es als Knabeoft gesungen. Allerlei sanfte Erinnerungen erwachten in ihm: an das Elternhaus, an die Gefährten, an seine frohe, glücklicheKindheit. Und jetzt ertappte er sich dabei, wie er, gleich denKindern im Hofe, der dünnen, etwas umflorten Stimme dervon ihm soeben noch so zornig verwünschten Sängerin lauschte.Und jetzt trat er gar an das Fenster, öffnete es und blicktehinab in den Hofraum, wo der Gegenstand seines Aergersmitten unter der Schaar der entzückten Kleinen stand, spielteund sang. Ihre schwächliche, hagere Gestalt beugte sich nachvorn über die Harfe, das Gesicht sah er nicht, denn ein hoher,unmoderner Strohhut mit großen, gelben, schmutzigen Seidenbändernund zerknüllten Kunstblumen von derselben Farbe geziert,entzog es seinen Blicken. Ein verwaschenes Kattunröckchenund ein blaues, mit weißen Schnüren benähtes Sammetjäckchenvervollständigten ihren Anzug. Man sah es deutlich, diese Kleiderwaren, unbrauchbar geworden, von ihren früheren Eigenthümernstatt weggeworfen zu werden, der armen Harfenistin geschenktworden. Sie sah komisch genug aus in dieser verwitterten,theatralischen Gewandung. Man hätte darob lächeln mögen,hätte ihre Armseligkeit nicht so traurig gestimmt. Und noch verschärftwurde dieser Eindruck durch das Lied, das sie eben sang,dies Volkslied, das in seiner schlichten Wehmuth so ergreifendwirkt: 2ff7e9595c
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